Mein Nachbar der Nazi

In „Über Menschen“ lässt Juli Zeh einen antifaschistischen Albtraum wahr werden. Wortgewandte Werbetexterin verfällt in der brandenburgischen Einöde den praktischen Fertigkeiten eines Nachbarn mit rechter Gesinnung.

Mehr lesen

Zu Besuch in der Auto-Werkstatt

Ich hab ein bayerisches Abitur und zwei Hochschulabschlüsse aber kann keinen Sommerreifen von Winterreifen unterscheiden. Und wenn mein 19 Jahre altes Auto auf einem Campingplatz nicht mehr anspringt, bin ich definitiv auf Hilfe angewiesen. Das mag daran liegen, dass meine Eltern Büroangestellte waren. Ganz anders bei Verena Brakonier. Die Theatermacherin hat ihre Kindheit in der Auto-Werkstatt ihrer Eltern verbracht. Wie wirkt sich das auf ihre Kunst aus? Beim Freie Szene Festival „Hauptsache frei!“ empfing sie das Publikum mit „Auto-Fiktion: Der Struggle so real“ in der Autowerkstatt von Jörn Franke und Team in Hamburg Altona. Mehr Eindrücke davon gibt es hier.

Ich bin im Theater eingeschlafen

Und alle habens gesehen. Ein Skandal? Im Gegenteil. Im „Nachtstück Nr.1 – Eine Übernachtung mit O-Team“ gehört das Schlafen zum Programm. Wie ich in Stuttgart an eine antike Tradition anknüpfte und warum ich noch immer ganz beseelt bin von dem Ganzen, lest ihr hier.

Festivaltermine 2023

Was ist „State of the Art“ in den Freien Darstellenden Künsten? Mit welchen Formensprachen reagieren Künstler*innen auf die Herausforderungen der Gegenwart?
In diesen Städten kann man 2023 neue Arbeiten aus den freien Darstellenden Künsten erleben:

HAMBURG – 20.4. – 29.4.: Hauptsache Frei
BERLIN 30.5. -4.6.: Performing Arts Festival (PAF)
DÜSSELDORF, KÖLN, MÜLHEIM 8.6. – 18.6.: IMPULSE
HANNOVER 22.6. – 2.7.: Theaterformen
HAMBURG 9.8. – 27.8.: Internationales Sommerfestival
MÜNCHEN 20.10. – 4.11.: SPIELART

Warum jeder Text nur eine Momentaufnahme ist

Lesen ist etwas sehr Subjektives. Für das Zuschauen gilt das genauso. Deshalb sind die hier geteilten Eindrücke jeweils mit einem Datum und dem Ort versehen, an dem sie gemacht wurden. Ein Buch kann bei erneuter Lektüre anders gelesen werden. Ein Film kann unter neuen Lebensumständen eine neue Bedeutung bekommen. Eine Theaterperformance kann an einem Teil ganz zauberhaft sein und an einem anderen völlig daneben gehen. Ganz besonders gilt das Momenthaftige für die Happen urbaner Kultur (Restaurantbesuche, Wellnessglück), die hier beschrieben werden.

10 Lieblingsbücher 2022

Emine Sevgi Özdamar: „Ein von Schatten begrenzter Raum“
Lea Ypi: „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“
Jörg Maurer: „Niedertracht“
Jörg Maurer: „Hochsaison“
Florian Weber: „Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken“
Ines Geipel: „Unkämpfte Zone – Mein Bruder, der Osten und der Hass“
Joan Didion: „Das Jahr des magischen Denkens“
Annie Ernaux: „Das andere Mädchen“
Alice Hasters: „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“
Olga Tocarczuk: „Gesang der Fledermäuse“

Ein Korb voller Bücher.

Alles fing an mit einem Korb voller gebrauchter Bücher vor meiner Wohnungstür. Romane, Krimis, seitenweise leichte Literatur, aber auch der ein oder andere Klassiker dazwischen. Meine Nachbarin hatte sie mir vor die Tür gestellt. Wortlos. Naja nicht ganz. „Lesen Sie eigentlich?“ hatte sie mich ein paar Tage zuvor bei einer zufälligen Begegnung Flur gefragt. „Mögen Sie Romane?“. Als studierte Literaturwissenschaftlerin konnte ich diese Frage kaum verneinen. Und nun das. In jedem Buch, hatte die erste Leserin das Datum ihrer Lektüre sowie ein zwei kurze Notizen zu ihrem Leseeindruck notiert. „Exzellent, aber langatmig“ oder „Kurios im Detail“, oder „Schluderiger Stil“ stand da. Ich war beeindruckt. Der Korb sollte nicht der letzte sein. In den letzten Jahren haben viele Körbe vor meiner Wohnungstür gestanden. Alle Bücher waren annotiert. Einige habe ich weiterverschenkt. Andere selber gelesen. Übernommen habe ich die Idee, das Lesen nicht einfach auf sich beruhen zu lassen, sondern Leseeindrücke zu sammeln. Ohne die Bücherkörbe meiner Nachbarin hätte ich nie damit begonnen im großen Stil über die Dinge, die ich lese uns sehe zu schreiben. Ihr gebürt mein aufrichtiger Dank.

Was die Sterne *** bedeuten …

Manche Texte, die ich lese, höre oder sehe gefallen mir außerordentlich gut. Sie sind mit *** markiert. *** Texte bieten Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite bzw. von der ersten bis zur letzten Minute. Ich würde sie immer und jederzeit weiterempfehlen. Texte mit ** Machen auch Spaß, weisen aus meiner Sicht aber bestimmte Stellen auf, die das Lesevergnügen eintrüben. Das können z.B. Längen oder dramaturgische Unzulänglichkeiten sein. Texte, die nur einen * haben, habe ich aus Respekt für den Autor/die Autorin immerhin bis zum Ende gelesen. Aber auf dem Weg dorthin hab ich kämpfen müssen, die Sympathie für den Text ist eher gering. Texte ohne Stern sind selten, aber möglich. Solche Texte muss sich, wie ich finde, niemand freiwillig antun. Und wenn dann nur, um sich intensiv darüber zu ärgern – was manche Menschen ja auch ganz gerne mal tun.

Was ich hier nicht mache …

In meinem Tun als PR-Frau in der freien Szene bin ich vielen Kulturjournalist*innen begegnet. Ich habe tiefsten Respekt entwickelt vor der Arbeit dieser Kolleg*innen, deren Aufgabe es ist, sich selbst und die Leserschaft vor dem Schlimmsten nicht zu schonen. Sie werden angerufen, in dunkle Theatersäle gelockt und sind dem, was sie dort zu sehen kriegen völlig ausgeliefert mit all ihrem Detailwissen. Einen Redakteur, dessen Namen ich hier nicht nennen werde (er wird wissen, dass er gemeint ist) bewundere ich besonders für seine Kunst, das Grausame (den in seinen Augen völlig vergurkten Theaterabend) so zu beschreiben, dass selbst ein Verriss von ihm für die Künstler*innen noch eine Ehre ist. Selbst wenn sie sich maßlos darüber ärgern. Ich will hier keine Verrisse schreiben. Nicht weil ich alles gut finde, sondern weil ich mir den Luxus leisten mag, das Schlechte einfach zu verschweigen. Und weil ich für das Schreiben hier nicht mal Zeilenhonorar kassiere, kann ich mir das auch leisten.

Was ich hier mache …

Ich bin eine leidenschaftliche Sammlerin. Ich sammle gerne Erinnerungen und Geschichten. Ich sammle Bilder, Eindrücke und Glücksmomente. Einige davon möchte ich dieses Jahr gerne mit Euch teilen. Wohin das alles führt? Weiß ich noch nicht. Aber jede Reise, so sagt man ja, beginnt mit dem ersten Schritt.